Probleme bei der Kniebeuge

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Die meisten von Euch kennen die gängigen Probleme bei sich selbst. Sobald man in die einfache Hocke geht kommen die Fersen hoch. Man wird wacklig, die Arme fahren aus und fangen erstmal das nötige Gleichgewicht wieder ein.

Gehen wir jedoch mit einem Trainings-Mindset an die Sache und konzentrieren uns auf die Bewegung, passiert folgendes:
Die Füße werden etwa schulterbreit auseinandergesetzt, die Körperhaltung ge- bzw. ermittelt und das Gesäß kontrolliert nach Hinten-Unten gebracht. In dem Moment, indem wir etwa 60-80° Kniewinkel erreichen, werden die Arme in Vorhalte geführt um unser nach Hinten kippen auszugleichen.
Diese „Übung“ die wir dann (ohne Zusatzgewicht) vollführen, nennt sich ‚Airsquat‘.
Eigentlich echt verrückt, dass wir für eine der natürlichsten Bewegungen unserer Entwicklungsgeschichte so ein Aufwand machen und sogar einen extra Namen haben. Oder!? ?

Scheinbar ist es aber nötig!

Wie ihr im Bild bestimmt schon gesehen habt, bestehen ein paar Ungleichgewichte zwischen unserer hinteren- und vorderen Muskelkette. Dies ist den meisten bekannt, dennoch offensichtlich häufig nicht klar was es für Gründe hat, und noch schlimmer, was es für Folgen nach sich zieht.

Zwei Dinge an unserer Haltung sind wirklich Fix. ?
1. Unsere Füße wollen IMMER flach auf dem Boden stehen.
2. Unsere Augen stehen IMMER in einer Ebene nebeneinander, parallel zum Horizont.

ERGO: ALLE dazwischen liegenden Gelenke (Einstellmechanismen) des Körpers, werden sich so (vor/rück/seit) zueinander arrangieren das diese 2 Fixpunkte gegeben sind.

Jetzt haben die Füße der meisten Menschen folgendes, schwerwiegendes Problem. Sie sitzen fest!
Und zwar sitzen sie in einer viel zu engen Hülle ohne jegliche Bewegungsfreiheit und auf einem Keil, von der Ferse bis zum Fußballen. Das ganze Gebilde nennt sich, Schuh.

Dieser Keil unter dem Fuß hält uns, solange wir gewöhnliche Schuhe tragen, davon ab mit der gesamten Fußsohle auf dem Boden zu stehen. Somit ist der Abstand zwischen Ferse und Kniekehle immer verkürzt. Der Abstand zwischen Kniegelenk und Zehen, immer verlängert.

Die Wadenmuskulatur und das anteilige Gewebe am hinteren Unterschenkel werden sich über die Zeit dichter/enger anordnen, während die Muskulatur und das Gewebe am Schienbein eine größere Ausgangslänge tolerieren wird. Beide Muskelzüge verlieren an Kraft-Längen Fähigkeit, und zwar in dem Bewegungsradius wo der Fuß in seiner Gelenkstellung niemals mehr hinkommt.
Die volle Dorsalflexion, oder auch „Zehen zum Schienbein – Ferse nach unten“ => hinten lang, vorne kurz!

Unser KSP wird durch den Keil weiter nach Vorn-Oben gesetzt. Das Bestreben des Körpers den Schwerpunkt im Lot über dem Fußgewölbe zu balancieren bleibt bestehen und somit verändern sich die Spannungsverhältnisse der Muskelzüge, in der Kette nach Oben, permanent. Zu Gunsten der primären Körperhaltung – im Schuhwerk. Nehmen wir den Keil unter dem Fuß weg, liegt der KSP dann weiter hinten als wir es für eine optimal Balance ohne Schuhe benötigen.

Die Problematik, die dabei unter anderem entsteht, sehen wir wenn die meisten Menschen in die Hocke zurück gehen wollen, aus der Sie als Kind gekommen sind… ?

– Die gesamte Länge des möglichen Bewegungsradius der Fußstreckung (hintere Muskulatur d. Wade) wird einfach ab dem Tag X, an dem wir diese Schuhe bekommen nicht mehr genutzt. Dies stört uns in der Regel nie, da wir ja auch beim Sport den Keil unter den Füßen haben.
… bis wir bei einer Bewegung wie der Kniebeuge, ohne Keil oder Kontergewicht, die Fersen auf dem Boden lassen wollen!

– Die Kraft- bzw. Verkürzungsfähigkeit verliert sich im Schienbeinmuskel und wird, ebenso wie bei den Waden, einfach Nie anderweitig gefordert und gebraucht.
… bis wir die Knie über den Zehen halten wollen, um bei der tiefen Kniebeuge nicht nach hinten umzufallen!

Dieses ungünstige, aber notwendige „neue“ Arrangement, beinhaltet leider eine nachhaltig verstärkte Beckenkippung, eine ausgeprägte Vorkrümmung im Lendenwirbel Bereich, eine verstärkte Brustkrümmung und auch eine zu große Vorkrümmung in der Halswirbelsäule.

Was natürlich noch viele andere Gründe hat, jedoch fundamental auf unser Schuhwerk zurückgeführt werden kann!

Zum Thema Füße & Training, können Euch Ben Grümer und David Hö weit mehr berichten als ich. Checkt deren Posts und Arbeiten mal, das lohnt sich. ?

Die Take Home Massage für Heute, lautet also:
1. Kein Keil unterm Fuß = flache Schuhe.
2. Waden in ihrer vollen länge trainieren.
3. Schienbeinmuskulatur nutzen.

Es geht weiter mit den Veränderungen und den Einflüssen unseres modernen Bewegungs(nicht)verhalten, auf Knie- und Hüftgelenke.

Stay tuned! ?

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